Tüti
Plastiktüten haben vor allem aus ökologischen Gründen schon lange keinen guten Ruf mehr. Die Hauptfigur von Dominik Wendlands Comic-Groteske „Tüti“ hat es allerdings so faustdick hinter den Henkeln, dass dagegen alle Umweltsünden ihrer Artgenossen harmlos wirken. Vom Winde verweht wabert das weiße Kunststoffwesen mit dem Smiley-Gesicht durch eine der originellsten deutschen Comicerzählungen der jüngeren Zeit. Sie mischt bei einer rebellischen Gangsterbande mit, erlebt amouröse Abenteuer, nimmt mehreren Menschen auf bizarre Weise das Leben und wird vorübergehend als absolutistische Herrscherin verehrt. Dabei bleibt bis zum Schluss rätselhaft, was an Tütis Aktionen reiner Zufall ist, was menschliche Projektion – und wieweit dieser Beutel vielleicht doch über eine Persönlichkeit verfügt, wie es ihm von den Menschen zugeschrieben wird. Das setzt Wendland in reduzierten Bildern um, die die Absurdität der Situation auch visuell voll ausreizen.