Marc-Antoine Mathieu – Gefangener der Träume
Marc-Antoine Mathieu – Gefangener der Träume
31. Mai bis 17. JuniKunstpalais
Öffnungszeiten:Di–So 10–18, Mi 10–20 Uhr, Mo geschlossen
Sonderöffnungszeiten 31. Mai bis 3. Juni: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kunstpalais Erlangen
Eintritt: 4,– / erm. 2,– Euro
mit Salon-Ticket Eintritt frei!
Folgen Sie dem Pfeil! Ein ganzes Buch hindurch. Oder durch die virtuelle Realität eines Computerspiels. Gehen Sie durch eine Ausstellung, die Ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht! Was ist Wirklichkeit? Sind Sie ein autonomes Wesen oder die Figur in einer Fiktion? Wie viele Dimensionen haben Sie? Fangen Sie gerade an oder hören Sie auf? Und wer ist das dort, der Ihnen im Spiegel begegnet? Das sind Fragen, die der französische Comic-Künstler Marc-Antoine Mathieu in seinem Werk und durch sein Werk hindurch stellt. Uralte Fragen. Wie sie denn sei: die Welt hinter dem Spiegel. Die Welt, in der Romanfiguren oder Comic-Helden leben. Die Wirklichkeit eines Gemäldes oder einer Zeichnung. Die Zeit, die in Büchern oder Filmen vergeht. Philosophische Fragen, die Mathieu selbst lieber als Spiele bezeichnet. Aber Philosophie war nie Erkenntnissehnsucht ohne Gedankenspiel.
Folgen Sie dem Pfeil! Ein Pfeil ist ein Zeichen (wenn er nicht Flugprojektil ist als Waffe oder als Spielzeug). Ein Zeichen hat Bedeutung. Der Pfeil weist eine Richtung. Marc-Antoine Mathieu hat ihn gezeichnet in einem Buch, das den Titel „Richtung“ trägt. Es handelt von einem Mann, der einem Pfeil folgt, bis der Pfeil zu seinem Schatten wird, in dem der Mann verschwindet. Eine spielerische Versuchsanordnung, die etwas Terroristisches hat. Es gibt keinen Richtungswechsel, nur auf einer Seite eine Wahlmöglichkeit. Marc-Antoine Mathieus Bücher spielen oft in Welten, die von bestimmten Systemen terrorisiert werden. Julius Corentin Acquefacques ist in ihnen bürokratischer Täter und bürokratisches Opfer zugleich. Er ist die getriebene Hauptfigur in einer Serie von bisher sechs Bänden aus Mathieus Feder. Acquefacques arbeitet in einem Ministerium für Humor, das an das Wahrheitsministerium in Orwells Dystopie „1984“ erinnert. Und in seinem Namen verbirgt sich der Name des Schriftstellers Franz Kafka. Kafka schrieb Romane und Erzählungen über die Ausweglosigkeit.
Mathieus jüngstes Buch hat den Titel „Otto“. Der Name ist ein Palindrom, er liest sich von vorn und hinten gleich. Von dem Phänomen der Seitenverkehrung hat schon der Band „Der Anfang vom Ende“ gehandelt; die Spirale gehört zu den Lieblingsformen des Zeichners. In anderen Büchern ging es ihm darum, aus der zweiten Dimension der Zeichnung in die dritte Dimension des Lesers zu gelangen. Kein Wunder, dass Mathieu jetzt mit virtueller Realität experimentiert. Kein Wunder, dass er seine Grafiken auch in Skulpturen und Videofilme verwandelt. Bei ihm ist fast alles Metamorphose.
Marc-Antoine Mathieu wurde 1959 im westfranzösischen Ort Anthony geboren. In Angers hat er die Akademie der Schönen Künste besucht. 1987 hat er sein erstes Album „Paris Macon“ vorgelegt. Seine Farben sind tiefes Schwarz und grelles Weiß. Neben seiner künstlerischen Arbeit ist er als Ausstellungsdesigner tätig und Nachbar des langjährigen Erlanger Salon-Gestalters Didier Moulin. Gemeinsam entführen sie den Ausstellungsbesucher in eine andere Welt.
Herbert Heinzelmann