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Mühsam – Anarchist in Anführungsstrichen

© Edition Moderne 2018

Mühsam – Anarchist in AnführungsstrichenvonJan Bachmann

Edition Moderne

Leseprobe

Eine wunderbare Comic-Seite: Erich Mühsam, der arme Poet, sozialistischer Agitator, schüchterner Bohémien (1878–1934) auf der vergeblichen Suche nach sich selbst, das heißt nach seinen Werken in den Münchner Buchhandlungen: Sechs Panels in den Farben Blau, Gelb, Schwarz und am Ende Grau. Eine Karikatur mit langer Nase und spitzem Bart ist dieser Mühsam; sie darf die Figuren des französischen Comic-Künstlers Joann Sfar zu ihren Ahnen zählen. Aber Mühsam ist gezeichnet von Jan Bachmann, einem Basler Jahrgang 1986, der bei seinem Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin den Umgang mit dem Stift für sich entdeckt hat. Bachmann hat aus Tagebuchauszügen des Jahres 1910 das Album „Mühsam – Anarchist in Anführungsstrichen“ erarbeitet, eine vitale Studie vom Leben auf den letzten Pfennig, mit Gesichtern wie Landschaften und Landschaften wie expressive Explosionen. Der von den Nazis ermordete Dichter wird wiederentdeckt als der Comic-Held, der er in Mühsams Zeichnungen von eigener Hand längst gewesen ist.