Paul Derouet
Paul Derouet
Statt einer Laudatio – Ein Kompliment von Isabel Kreitz
Es muss im Sommer 1990 gewesen sein, ich saß mit meinem Mitstudenten Hinnerk Bodendieck auf dem Flachdach unserer Fachhochschule in Hamburg. Hinnerk räucherte die übliche Makrele fürs Frühstück und erzählte mir von einem Comic-Seminar, an dem er teilnehmen wolle, eine Woche in Erlangen, 800 Mark, mit Übernachtung. Ob ich mich nicht auch bewerben wolle? Ein französischer Profi-Zeichner würde kommen, vielleicht auch zwei ... Ein paar Wochen später klingelten wir mit der Bewerbungsmappe unterm Arm bei der Agentur Becker&Derouet in der Lerchenstraße.
Uns empfing ein absoluter Bilderbuch-Franzose. Mit der Zigarette im Mundwinkel beschaute er unsere Mappen und während sich ein Asche-Film auf unsere Zeichnungen legte, skizzierte er bereits unsere Karrieren in den großen Studios von Paris.
Hinnerk und ich fuhren nach Erlangen, zeichneten mit 15 anderen Enthusiasten im E-Werk die Nächte durch, holten Pommes und Nudelsalat im damals noch etwas ranzigen Imbiss „Hühnertod“, gingen für ein paar Stunden Schlaf in den „Frankenhof“, um am nächsten Tag wieder der oder die Erste am Leuchttisch zu sein.
Obwohl ich dann doch nicht die Nachfolgerin von Franquin geworden bin, weiß ich, drei Seminare und zwei Jahrzehnte später, wie viel ich von Pauls Optimismus und seiner Arbeit profitiert habe.
Dass es heute eine nennenswerte deutsche Comicszene gibt, ist auch Paul Derouet zu verdanken, der so viele Zeichner entdeckt, motiviert und gefördert hat, die heute von Ihnen gelesen, gedruckt, ausgestellt und rezensiert werden.
Wenn nun alle Zeichner, Verleger, Redakteure, Comic-Händler und -Leser, die sich angesprochen fühlen, vielleicht einmal kurz aufstehen ... Dann wird man einen Eindruck davon bekommen.
Lieber Paul, vielen Dank von uns allen!